Menstruationsstörungen

„Menstruationsstörungen“ ist ein Sammelbegriff für Abweichungen vom gesunden Monatszyklus der Frau, bei dem Blutungsstärke, Blutungsdauer und Blutungshäufigkeit verändert sein können. Auch das völlige Ausbleiben der Menstruation und starke Regelschmerzen zählen zu den Menstruationsstörungen. In den meisten Fällen ist die Beschwerde auf rein funktionelle bzw. hormonelle Ursachen zurückzuführen, auf Schwankungen des Hormonspiegels vor der Menstruation. Das prämenstruelle Syndrom (PMS) gehört im weiteren Sinn ebenfalls zu den Menstruationsstörungen. Hier leiden die Betroffenen kurz vor der Menstruation unter Gereiztheit, depressiver Verstimmung, Kopfschmerzen, Kreislaufbeschwerden, Müdigkeit oder Spannungsgefühl in den Brüsten.

Darüber hinaus können Klimaumstellungen, Über- oder Mangelernährung sowie Leistungssport den Hormonhaushalt beeinflussen und sich so auf die Menstruation auswirken. In manchen Fällen sind die Gründe für Blutungsstörungen auch im Bereich der Psyche zu finden, denn im Zyklusgeschehen spiegelt sich vielfach das seelische Befinden wider.

Nach Ausschluß einer organischen Ursache sieht die Schulmedizin die Gabe von Hormonpräperaten (z. B. Pille) oder auch schmerzlindernden Medikamenten (z. B. Ibuprofen) als Therapie der Wahl an. Die Schmerzmittel helfen der Betroffenen die Beschwerde akut zu lindern, zur nächsten Menstruation treten die gleichen Schmerzen jedoch erneut auf.

Mit der Einnahme der Pille greift man tief in die hormonellen Abläufe des Organismus ein und das führt in vielen Fällen zu starken Nebenwirkungen, die sich meist nicht sofort, sondern erst im Laufe einer längeren Einnahmezeit zeigen. Dazu gehören Kopfschmerzen, Zwischenblutungen, Ausfluss, Pilzbefall, wiederkehrende Blasenentzündungen, Gewichtszunahme, Verminderung bis Verschwinden der Libido. Schlaganfälle, Herzinfarkte und Thrombosen werden v.a. bei Raucherinnen oder Frauen mit familiärer Disposition beobachtet. Auch die Leberbelastung, die die tägliche Pilleneinnahme verursacht, kann sich nach längerer Einnahmezeit zu bleibenden Leberschäden auswachsen.

Ein weiteres Problem kann sein, daß Frauen nach langjähriger Pilleneinnahme unter Unfruchtbarkeit leiden können, denn bei ihnen tritt nach Absetzen der Pille keine Schwangerschaft mehr ein. Gerade auch ganz jungen Mädchen, deren Zyklus sich noch nicht eingespielt hat, ist von der Einnahme der Antibabypille als „Heilmittel“ gegen Menstruationsbeschwerden abzuraten, denn der Eingriff ins Hormonsystem kann für die Entwicklung weitreichende Folgen haben.

Die Homöopathie sieht bei Menstruationsstörungen eine grundlegende, konstitutionelle Behandlung vor. Das individuelle Beschwerdebild einer Frau enthält klare „Wegweiser“ zur homöopathischen Arzneimittelwahl. Unter einer kontinuierlichen Therapie mit einem gut gewählten Einzelmittel bestehen gute Chancen auf eine Normalisierung des Zyklusablaufs und einer beschwerdefreien Menstruation.

Das folgende Fallbeispiel soll den Ablauf einer homöopathischen Behandlung zeigen.

 

 

Falldarstellung

Frau, 32 Jahre

Die Frau klagt über das Ausbleiben der Menstruation nach Absetzen der Pille. Diese wurde ihr aufgrund von Hautproblemen im Alter von 16 Jahren verordnet und seitdem kontinuierlich eingenommen. Jetzt wurde die Pille vor 20 Monaten wegen Kinderwunsch abgesetzt, seitdem trat die Menstruation nur zweimal auf. Die Menarche trat mit 13 Jahren auf und war bis zum Beginn der Pilleneinnahme regelmäßig und von normaler Stärke, hin und wieder traten leichte Bauchschmerzen zu Menstruationsbeginn auf.

Die Haut war wieder sehr schlecht geworden seit dem Absetzen der Pille, es finden sich viele Pickel, teils entzündet, im Bereich von Gesicht, Hals und Rücken. Manche werden eitrig und liegen tief im Hautgewebe.

Bei der Blutuntersuchung fällt ein starker Eisenmangel auf, für den laut Arzt keine organische Ursache gefunden werden kann. Sie ist ständig müde und hat ein vermehrtes Schlafbedürfnis. In der Krankheitsvorgeschichte findet man wiederkehrende Blasenentzündungen seit dem Alter von 17 Jahren, mit Blut, Schleim und teilweise sogar Eiter im Urin.

Generell ist sie ein ängstlicher Mensch, hat Angst vor dem Tod, vorm Alleinesein, vor ansteckenden Krankheiten, Keimen; wäscht sich häufig die Hände. Nachts kann sie lange nicht einschlafen, sie ist nervös und grübelt viel darüber nach, dass sie krank sein könnte. Sie engagiert sich sehr in ihrer Arbeit, macht viele Überstunden, damit immer alles passt; perfektionistisch, setzt sich selber unter Druck damit.

Sie muß den Genuß von Milch und milchhaltigen Produkten meiden, sonst bekommt sie sofort einen aufgetriebenen Bauch mit schlimmen Bauchschmerzen und anschließenden Durchfall.

 

 

 

Nach Arzneimittelgabe

3 Wochen nach Arzneimitteleinnahme bemerkt sie ein komisches Ziehen im Unterleib, als ob die Menstruation kommen würde, es folgt aber keine Blutung. Sie fühlt sich insgesamt nicht mehr so müde, kann tendenziell schneller einschlafen. Auf der Haut erscheinen viele kleine Eiterpusteln, v. a. im Gesichtsbereich, was sie sehr unglücklich macht.

Bei der nächsten Folgekonsultation 4 Wochen später berichtet sie, dass die Menstruation gekommen sei, zwar sehr spärlich und ziemlich dunkel, bräunlich, aber ohne nennenswerte Beschwerden. Die Haut verschlechterte sich weiter, die Pusteln breiteten sich im Dekoltee und Rückenbereich weiter aus. Manche sind mit Eiter gefüllt.

Nach weiteren 4 Wochen berichtet sie, dass die Menstruation leider nicht gekommen sei, die Haut ist konstant schlecht, das Einschlafen jedoch weiterhin besser und die Müdigkeit auch. Das Arzneimittel wird wiederholt.

Daraufhin erscheint die Menstruation wieder. Im Laufe des nächsten halben Jahres pendelt sich die Zykluslänge von anfänglich 42 Tagen auf 32 Tage ein. Die Blutung wird von Mal zu Mal stärker, so dass man jetzt von einer durchschnittlichen, normalen Blutung sprechen kann. Begleitbeschwerden treten nicht auf. Das Mittel wurde in diesem Zeitraum nicht wiederholt.

Die Haut stabilisierte sich auch langsam, die Pickel wurden weniger, und reichten nicht mehr so tief in die Haut hinein. Bis heute treten noch ab und zu vereinzelt kleine Pickelchen auf, die die Patientin nicht mit unterdrückenden Cremes (Kortison, Antibiotikum) behandeln soll.

 

 

 

Verlaufsbeurteilung

Nach einer Nachbeobachtungszeit von 1 Jahr lässt sich sagen, dass sich der Zyklus und die Menstruation dieser Frau wieder vollkommen normalisiert hat. Der Zyklus hat sich konstant auf 30 Tage eingependelt, die Blutungsstärke ist von normaler Menge, Begleitbeschwerden traten keine mehr auf. Für den Behandlungserfolg war es von großer Wichtigkeit, dass die Verschlimmerung auf der Haut nicht unterdrückt wurde. So war es dem Organismus möglich eine innere Erkrankung an die Körperoberfläche zu befördern, eine Art Entlastungsfunktion zu schaffen von der hormonellen Ebene weg zur äußersten Organebene, der Haut.

 

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Wir weisen darauf hin, dass wir von den Heilungsmöglichkeiten der Homöopathie überzeugt sind, aber die Homöopathie, wie jede andere Behandlungsmethode auch, eine Heilung nicht garantieren kann.