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Liebe Patientinnen und Patienten, liebe Homöopathie-Interessierte,
auf dieser Seite bieten wir Ihnen Informationen zu Themen an, die uns in unserer Arbeit als Heilpraktiker für Klassische Homöopathie immer wieder begegnen. Die Beiträge befassen sich mit Vorsorgeuntersuchungen, Impfungen, Krankheitsbildern und Behandlungsmöglichkeiten, aber auch mit Homöopathieforschung, neuen Erkenntnissen zu schulmedizinischen Therapien und Medikamenten etc. Wir versuchen dabei immer, aktuelle und belastbare Forschungsergebnisse heranzuziehen.

Die Auswirkung digitaler Medien auf unser Gehirn

Quelle: Computerspiel "Bulletstorm"/EA

Ein Kind sollte seine Umwelt nicht zuerst über Tablet und Smartphone ansehen, sondern sie selbst begreifen, fühlen, erleben und handeln.“
(Prof. Manfred Spitzer; Interview pressetext.at 18.08.2012)

Mit dem Siegeszug des Fernsehens als Massenmedium Anfang der 1950-er Jahre setzte eine schnelle und zeitnahe Verbreitung von Informationen ein. Eine Entwicklung die sich gerade in den letzten beiden Jahrzehnten nochmals dank digitaler Übertragungswege und der Erfindung von Spielekonsolen, von Laptop und Smartphone, dem Internet und den damit verbundenen Social Networks, um nur einige zu nennen, noch einmal rasant steigerte. Und so groß der Unterhaltungs- und Freizeitwert für den Einzelnen sein mag, so groß sind auch die Risiken und Nebenwirkungen für den Einzelnen und für unsere Gesellschaft.

Im Jahresbericht der Suchtbeauftragten der Bundesregierung vom 22.Mai 2012 wurden bereits eine Viertelmillion der 14- bis 24-jährigen deutschen Internetnutzer als süchtig und 1,4 Millionen mit einer problematischen Entwicklung hin zur Sucht angegeben, was eine Verdreifachung der Spielsucht in einem Zeitraum von fünf Jahren bedeutet. Prof. Manfred Spitzer führt aus, dass die Entwicklung bei arbeitslosen jungen Männern und die Tatsache, dass unsere Jugendlichen täglich doppelt soviel Zeit mit digitalen Medien verbringen als wie mit Unterricht, besonders erschreckend sei. Doch diese Problematik setzt laut Spitzer bereits viel früher ein. So verweist er in seinem Buch „Digitale Demenz“ auf das Ergebnis einer Umfrage unter 729 Müttern im Jahr 2007. 13 % der unter Einjährigen, 20 % der Einjährigen, 60 % der Zweijährigen und 89 %(!!!) der Dreijährigen durften laut dieser Umfrage bereits fernsehen! Eine eigene Recherche Spitzers kommt zu dem traurigen Schluss, dass in Deutschland um 22.00 Uhr noch etwa 800.000 Kinder im Kindergartenalter vor der Flimmerkiste sitzen; um 23.00 Uhr sind es noch 200.000 und nach Mitternacht schauen immer noch rund 50.000 Kinder unter 6 Jahren fern! Spitzer begründet dieses kindliche Verhalten mit der Tatsache, dass Kinder in diesem Alter in erster Linie durch Nachahmen lernen. Und sie ahmen diesbezüglich das Verhalten ihrer Eltern nach...

In einer groß angelegten Studie zur Kindergesundheit von 2012 mit 1,1 Millionen Kindern bis 14 Jahren kam auch die Barmer-GEK als eine der größten deutschen Krankenkassen zu dem Schluss, dass bereits bei 10 % der Kinder deutliche Sprachentwicklungsstörungen zu verzeichnen sind. Einer amerikanischen Studie aus dem Jahr 2007 zufolge besitzen Kinder mit hohem Medienkonsum einen deutlich geringeren Wortschatz als Kinder, deren Eltern täglich Geschichten vorlesen. Laut Spitzer gehört zu den Risikofaktoren neben der Sprachentwicklungsverzögerung der betroffenen Babys und Kleinkinder auch die Fettleibigkeit. Letztere ist auch eine Folge mangelnder Bewegung, die ja vor dem Fernseher kaum mehr stattfindet.

Und diese Spirale dreht sich weiter. Denn auf den frühen und häufigen Fernsehkonsum folgen mit zunehmenden Lebensalter andere digitale Medien. Werbeslogans suggerieren bereits im Babyalter lernfördernde Programme auf CD. Doch wie bereits erwähnt nutzen gerade kleine Kinder die Fähigkeiten des Beobachtens und des Nachahmens, um ihre eigenen Erfahrungen zu sammeln. Mit der frühen Einführung des Laptops für ein Kleinkind wird die Sinneswahrnehmung des Kindes beschränkt und nicht wie von den Geräteherstellern propagiert gefördert. Denn nun bekommt das Kind das Ergebnis auf Knopfdruck sofort präsentiert. Die Schlussfolgerung, warum der angezeigte Prozess so ablaufen muss, kann nicht nachvollzogen werden, da die digitale Welt nun einmal keine Anhaltspunkte für das kausale Begründen von Zusammenhängen liefert. Da der Lösungsweg nun vorgegeben und nicht erarbeitet wurde, wird laut Spitzer auch die Fähigkeit zur anhaltenden Konzentration und Kontemplation zerstört. So zitiert er zu Beginn seines Buches den amerikanischen Publizisten und Internetexperten Nicholas Carr: „Das Netz scheint mir meine Fähigkeit zur Konzentration und Kontemplation zu zerstören. Mein Geist erwartet nun, Informationen in genau der Weise aufzunehmen, wie sie durch das Netz geliefert werden: In Form eines rasch bewegten Stroms kleiner Teilchen […] Meine Freunde sagen dasselbe: Je mehr sie das Netz benutzen, desto mehr müssen sie kämpfen, um sich auf das Schreiben längerer Abschnitte zu konzentrieren.“

Hier sind bereits Gründe für Gesellschaftskrankheiten wie ADS Und ADHS erkennbar. Denn mangelnde Bewegung und das Abhandenkommen der Fähigkeit zur Konzentration schaffen den Nährboden für solche Phänomene. Eltern und Großeltern wissen es längst: Kinder, die stundenlang vor PC und Fernseher sitzen, sind träge und nicht mehr aufnahmefähig für andere Dinge. So sinkt zwangsläufig auch die Lernbereitschaft. Pädiatrische Studien aus den Jahren 2004 und 2011 bestätigen diese Entwicklung. Privatdozent Dr. Peter Schneider von der Neurologischen Universitätsklinik und Privatdozentin Annemarie Seither-Preissler stellen laut ihrer aktuellen Studie sogar eine markante Zeitverschiebung zwischen den beiden Hirnhälften bei ADHS-Kindern fest, sowie eine verlangsamte Entwicklung der Hörfunktion. Für die Forscher wird so das häufige gemeinsame Auftreten von Lese- Rechtschreibschwäche, ADHS und auditiver Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörungen erklärbar. Eine weitere Folge davon ist eine verzögerte Sprachentwicklung.

Gleichzeitig bescheinigt Spitzer dem sogenannten „Multitasking“, dass es die Aufmerksamkeit zusätzlich stört und Aufgaben nur noch oberflächlich und uneffektiv erledigt werden. Der Schweizer Erfolgspsychologe Martin Betschart bringt es mit den folgenden Worten auf den Punkt: Wer seinen Geist mit zig Tätigkeiten gleichzeitig zerstreut, erreicht nichts Halbes und nichts Ganzes.“

Daneben treten laut Spitzer eine Reihe weiterer Folgen wie Schlaflosigkeit, Sucht und Depressionen auf, gefolgt von Ängsten und sozialem Rückzug.

Und noch eine Folge tritt hinzu: die Erhöhung der Gewaltbereitschaft. Niemand ist in der Lage den Spielkonsum gerade bei Kindern und Jugendlichen lückenlos zu kontrollieren, und so finden genügend Spiele mit der Altersfreigabe ab 18 Jahre auch zu den Jüngeren den Weg ins Kinderzimmer. Da geht es um Köpfen, Abschlachten und Zerstückeln, um nur einige Auswüchse zu nennen. Mithilfe eines gewaltverherrlichenden Spiels wird nun aus dem vom teils erfolglosen Lernen gefrusteten Kind der Superheld! Was baut wohl mehr auf? Die Vier in Mathe oder der Sieg über die Bösen am PC...? Die Folgen sind erschreckend: neben einer erhöhten Gewaltbereitschaft werden auch andere riskante Verhaltensweisen gefördert, etwa Raserei im Straßenverkehr, riskantes Sexualverhalten, Drogenmissbrauch und Kriminalität.

Eine aktuelle Studie vom Dartmouth College in Hanover, New Hampshire, beschäftigt sich mit dem fragwürdigen Zeitvertreib an Spielkonsole und PC und deren Auswirkungen auf das Sozialverhalten. Die Forscher um Jay Hull verweisen hier auf den Zusammenhang zwischen dem regelmäßigen Spielen gewaltverherrlichender Spiele und der Raserei im Straßenverkehr.

Die 5000 zufällig ausgewählten amerikanischen Jugendlichen beantworteten in dieser Studie über einen Zeitraum von fünf Jahren in regelmäßigen Abständen Fragen zu ihren Spielgewohnheiten und ihrem Verhalten im täglichen Leben, welche von den Forschern anschließend statistisch ausgewertet wurden.

Jugendliche, welche im angegebenen Zeitraum mit Spielen wie „Grand Theft Auto“ oder „Manhunt“ begannen, zeigten im Anschluss deutliche Verhaltensänderungen: die Kriminalität stieg genauso wie der Alkohol- und Tabakkonsum. Die Ergebnisse bei Jungen und Mädchen waren ähnlich, Unterschiede ergaben sich lediglich aus der Spielintensität. Je mehr gespielt wurde, desto größer waren auch die Verhaltensänderungen und zeigten sich so auch im veränderten Selbstbild in der realen Welt.

Zu diesem Schluss kommen auch Forscher der Uni Bonn, welche in ihrer Studie zu dem Schluss kommen, dass Gewaltspiele die Ursache für unterschiedliche Informationsverarbeitung im Gehirn darstellen, dessen Aktivitäten dadurch nachweislich verändert werden. Gleichzeitig führt dies zu einer Abstumpfung der Emotionen.

Ein weiteres großes Problem ist das Nutzen sozialer Netzwerke. Prof. Spitzer beschreibt es in seinem Buch wie folgt: „Das Internet ist voller scheiternder Sozialkontakte, die vom Vorgeben, dass man ein anderer sei, über Schummeln, Betrügen bis hin zur groben Kriminalität reichen. Es wird gelogen, gemobbt, abgezockt, aggressiv Stimmung gemacht, gehetzt und diffamiert, dass sich die Balken biegen! Wen wundert es, dass soziale Netzwerke bei den jungen Nutzern vor allem zu Einsamkeit und Depression führen? Mangelnde Selbstregulation, Einsamkeit und Depression sind in unserer modernen Gesellschaft die wichtigsten Stressoren. Sie bewirken das Absterben von Nervenzellen und begünstigen damit langfristig die Entwicklung einer Demenz. Bei unseren Kindern kann die Ablösung echter zwischenmenschlicher Kontakte durch digitale Online-Netzwerke langfristig mit einer Verkleinerung ihres sozialen Gehirns verbunden sein.“

Wie Spitzer es bereits treffend beschreibt, machen soziale Netzwerke das Hinwegtäuschen über die eigenen Fehler und Schwächen möglich, das Miteinander im Sportverein wird durch das Joggen auf der Tastatur ersetzt. Das führt häufig in die soziale Isolation und begünstigt somit wieder eine Reihe daraus resultierender teils schwerer Krankheiten, deren Folgen teilweise kaum zu beheben sind.

Es muss also unser aller Anliegen sein, dieser Entwicklung entgegenzuwirken. Keiner kann die modernen Medien wegdenken, doch wir können ihre Nutzung in sinnvolle und zuträgliche Bahnen lenken. Das beginnt im Elternhaus: spielerische Aktivitäten, die verschiedene Sinne ansprechen, fördern die gesunde geistige und körperliche Entwicklung unserer Kinder und helfen ihnen, sich die Welt zu erschließen. Und nur Kinder, die ein klares Bild von den Dingen um sich herum zu entwickeln imstande sind, sind in der Lage Gut und Böse voneinander klar zu unterscheiden; sind in der Lage, selbständig zu lernen und sich gemäß ihren Begabungen und Fähigkeiten zu entfalten und zu entwickeln.

Es gibt eine riesige Palette von Möglichkeiten, mit denen Sie die Förderung Ihrer Kinder, ihren Lernprozess und ihre körperlichen Fähigkeiten sinnvoll unterstützen können. Zu ihnen gehören:

  • das tägliche gemeinsame Spiel mit ihrem Kind;

  • der möglichst tägliche Gang zum Spielplatz;

  • lesen Sie Ihrem Kind als festes Ritual am Abend vor dem Einschlafen oder auch zwischendurch etwas vor;

  • schauen Sie sich gemeinsam Bilderbücher an;

  • seien Sie gemeinsam kreativ, malen Sie mit Ihrem Kind Bilder oder basteln Sie gemeinsam - Anlässe hierfür finden sich das ganze Jahr hindurch

  • machen Sie das Fernsehen zu etwas Besonderem, etwas, das nur in kleinen Portionen erlaubt ist;

  • versuchen Sie, dem sozialen Druck in Kindergarten und Schule zu widerstehen und den Besitz eines eigenen Handys oder Laptops so lang als möglich hinauszuzögern;

  • versuchen Sie, frühzeitig Aktivitäten in Sportvereinen, im Chor, der Musikschule um nur einige zu nennen, zu etablieren;

  • bevorzugen Sie Bauklötze vor Nintendo. Hier gibt es neben den klassischen Bausteinen auch etwas anspruchsvollere oder auch sehr farbenfroh gestaltete in ausgefallenen Formen (z.B. von Haba). Sie fördern Geduld und schulen u.a. die Feinmotorik;

  • bauen Sie gemeinsam Sandburgen;

  • gehen Sie mit Ihrem Kind spazieren oder in den Wald, an einen See... lassen Sie es Sinnes-Erfahrungen machen wie das Rauschen des Wassers oder das Rascheln der Blätter im Herbst, anstatt Klingeltöne mit dem Handy herunterzuladen;

  • fördern Sie die musikalische Früherziehung Ihrer Kinder z.B. mit dem Erlernen eines Musikinstrumentes. So werden das Gehör und die Aufmerksamkeit gefördert. Kinder mit musikalischer Förderung haben weniger Probleme mit dem Lesen und Schreiben sowie der Kontrolle von Impulsivität und Hyperaktivität;

  • kaufen Sie CDs mit Kinderliedern oder singen bzw. musizieren Sie mit Ihrem Kind gemeinsam.

Denn Kinder lieben es, die Welt mit allen Sinnen zu erfahren und zu erleben!

Quellen:

Spitzer, Manfred; Digitale Demenz: Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen, Droemer HC (3. August 2012)

http://www3.uni-bonn.de/Pressemitteilungen/278-2011

http://www.wissenschaft.de/home/-/journal_content/56/12054/4206109/Zwielichtige-Videospiele-mit-%C3%BCblem-Effekt

http://www.zeit-fragen.ch/index.php?id=1170

http://www.rollenspielsucht.de/resources/pressetext_Spitzer-Internet_macht_dumm_08-12.pdf

http://www.martinbetschart.com/sieg-mit-koepfchen/

http://www.jneurosci.org/content/34/33/10937.abstract

news.doccheck.com/de/56297/adhs-musikstunden-foerdern-hirnentwicklung/