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Nutzen des Mammografie-Screenings zweifelhaft

Eine in Norwegen durchgeführte Studie (Overdiagnosis of Invasive Breast Cancer Due to Mammography Screening: Results From the Norwegian Screening Program, Mette Kalager et al.:) kommt zu dem Schluss, dass ein Nutzen des Mammografie-Screenings nicht eindeutig belegt werden kann. Die Studie wurde in den "Annals of Internal Medicine" veröffentlicht. Die Autoren verglichen darin norwegische Frauen mit einer Brustkrebs-Diagnose, und zwar solche, die an einem Screening-Programm teilgenommen hatten, mit solchen, die nicht gescreent worden waren.

Das Ergebnis: Bei 15-25 Prozent der gescreenten Frauen war der Brustkrebs überdiagnostiziert, d.h. er wäre ohne die Mammografie zeitlebens nicht aufgefallen und hätte nicht zum Tod geführt. Dennoch wurden diese Frauen einer belastenden Behandlung unterzogen: Operation, Chemotherapie, Betrahlung.

Die Mammografie ist in der Lage, auch kleinste Tumore zu entdecken, die anderweitig nicht entdeckt worden wären. Da die Methode aber nicht in der Lage ist, schnell wachsende von langsam wachsenden Tumore zu unterscheiden, ist die Mammografie keine sichere Screening-Methode, da durch sie zu viele Frauen unnötig behandelt werden.

Schon 2011 war die Studie "Screening for breast cancer with mammography" (Peter C. Gøtzsche, Margrethe Nielsen) zu ähnlichen Ergebnissen gekommen: Zwar reduziert das Mammografie-Screening wahrscheinlich das Brustkrebsrisiko, auf 2000 gescreente Frauen kommt demnach eine, deren Leben durch das Screening verlängert worden war. Aber eben auch ca. 10 Frauen, die unnötig behandelt wurden, und 200 Frauen, die monatelang deutlichen psychischen Stress erleiden mussten, weil der Test falsch positiv ausgefallen war. Damit kam schon diese Studie zu dem Schluss, dass derzeit nicht klar ist, ob diese Screening-Methode mehr nützt oder mehr schadet.

Berücksichtigt man dann noch die Studie, die 2011 im British Medical Journal veröffentlicht wurde (Breast cancer mortality in neighbouring European countries with different levels of screening but similar access to treatment: trend analysis of WHO mortality database, Philippe Autier et al.), die in einem Ländervergleich herausfand, dass Mammografie nicht zur Reduktion der Krebstotenrate beigetragen hat und der Rückgang eher auf eine bessere medizinische Versorgung zurückzuführen ist, dann ist ein Nutzen der Mammografie durch keine wissenschaftlichen Untersuchungen mehr gesichert.

 

Quellen: 

http://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/mammografie-sorgt-fuer-viele-ueberdiagnosen-bei-brustkrebs-a-836009.html

http://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/brustkrebs-laendervergleich-stellt-mammografie-ins-abseits-a-777298.html

Overdiagnosis of Invasive Breast Cancer Due to Mammography Screening: Results From the Norwegian Screening Program, Mette Kalager et al.: http://www.annals.org/content/156/7/491.abstract

Overdiagnosis of Invasive Breast Cancer With Mammography Screening (Summary for patients): http://www.annals.org/content/156/7/I-58.full

Screening for breast cancer with mammography, Peter C. Gøtzsche, Margrethe Nielsen: http://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/brustkrebs-laendervergleich-stellt-mammografie-ins-abseits-a-777298.htmlhttp://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/14651858.CD001877.pub4/abstract

Breast cancer mortality in neighbouring European countries with different levels of screening but similar access to treatment: trend analysis of WHO mortality database, Philippe Autier et al.: http://www.bmj.com/content/343/bmj.d4411