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Cortison

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Drei voneinander unabhängigen Forschergruppen gelang es 1936 eine Substanz aus der Nebennierenrinde zu isolieren, die bereits 10 Jahre später synthetisch hergestellt werden konnte – Cortison. Die erste erfolgreiche Cortisontherapie gelang 1948. Eine junge Amerikanerin mit Gelenkrheumatismus konnte nach wenigen Tagen wieder schmerzfrei gehen.

Seitdem zählen Cortisonpräparate zu den mit am häufigsten verschriebenen Medikamenten. Ihr Wirkungsspektrum umfasst Allergien, Asthma bronchiale und Rheuma, sie verhindern Entzündungen nach Verletzungen und Operationen oder werden zur Unterstützung der Lungenreifung bei drohender Frühgeburt eingesetzt. Hochdosierte Varianten kommen vor allem bei akuten Notfällen wie Sepsis oder anaphylaktischem Schock zum Einsatz und sind hier unter Umständen lebensrettend.

Heute gängige Cortisonpräparate sind chemisch „verwandt“ mit unserem körpereigen produzierten Cortison.

Doch kaum ein Medikament ist auch so umstritten, denn die Liste der Nebenwirkungen ist lang und wird länger, je intensiver und länger die Behandlung mit Cortison erfolgt, was inzwischen durch zahlreiche Studien belegt ist.

Der menschliche Körper produziert Glucocorticoide in der Nebennierenrinde. In dieser natürlich vorkommenden Form sind sie Abkömmlinge des Progesterons. Zu ihnen zählt auch das Hormon Cortisol, welches die Basis für Cortison ist und u.a. aus Cholesterin gebildet wird.

Zu den wichtigsten Aufgaben der Glucocorticoide gehören ihr Einfluss auf den Stoffwechsel, den Wasser- und Elektrolythaushalt, das Herz-Kreislauf- und das Nervensystem. Darüber hinaus wirken sie entzündungshemmend, immunsuppressiv und haben in der Muskulatur sowie im Haut- und Fettgewebe einen abbauenden Effekt.

Doch auch beim Fettabbau sind sie durch Abgabe von Fettsäuren in das Blut maßgeblich beteiligt. Durch diesen Abbau von Eiweiß und Fetten tragen sie zur Erhöhung des Blutzuckerspiegels bei. Als wichtiges Stresshormon ist Cortison als biochemischer Botenstoff maßgeblich an den Anpassungsreaktionen des Körpers bei besonderen Belastungen beteiligt.

Zu den Funktionen der Stresshormone gehören das schnelle Freisetzen von Energiereserven bei drohender Gefahr, also in einer Stresssituation.

Zum Stress gehören heutzutage jedoch nicht nur Gefahrensituationen sondern auch Belastungen durch Arbeit oder Leistungssport und psychische Belastungen, beispielsweise durch Versagensangst, Tod, Verlust und schwere Krankheit. In diesen Situationen werden wiederum die Hormone Adrenalin, Noradrenalin und Dopamin ausgeschüttet.

Glucocorticoide wiederum werden bei lang anhaltenden Stresszuständen durch Stimulierung der Nebennierenrinde ausgeschüttet.

Neben seiner Funktion als Stresshormon besitzt Cortison eine entzündungshemmende Wirkung und verhindert so unter anderem die Narbenbildung nach Verletzungen. Durch Cortison werden ebenfalls bei einer allergischen Reaktion Entzündungen nach einer Antigen-Antikörper-Reaktion eingedämmt.

Bei diesen natürlichen und für uns wichtigen Prozessen entstehen leider auch Nebenwirkungen. So hemmt Cortison die Lymphozyten und Phagozyten. Dies schwächt die körpereigene Abwehr, und diese anti-allergische Komponente fördert den Abbau von Knochen- und Muskelmasse.

Die Verabreichung von Cortison kann unterschiedlich erfolgen - äußere Anwendungen, Injektionen und orale Einnahmen sind möglich. So führt ein regelmäßiges Einreiben mit einer cortisonhaltigen Creme über einen längeren Zeitraum zu einem Verdünnen der Haut an den betreffenden Stellen und kann so eine Steroid-Akne hervorrufen. Im Gesicht angewandt, dringt das Cortison durch die besonders dünne und empfindliche Haut in die Blutbahn ein und ist so in der Lage, systemische Nebenwirkungen im gesamten Körper hervorzurufen. Eine regelmäßige Anwendung von cortisonhaltigen Augen- oder Nasentropfen trocknet deren Schleim- bzw. Hornhaut aus. Das wiederum führt zwangsweise zum nächsten Medikament, um den so entstandenen Schaden zu begrenzen.

Bei Atemwegserkrankungen wie Asthma wird Cortison in der Regel über Sprays inhaliert. Diese gelten als wichtigstes Mittel bei der Behandlung von Asthma. Das Spray verhindert Entzündungen, beugt Verengungen der Bronchien vor und schützt so den Patienten vor Atemnotattacken. Doch die längere Gabe führt zu Husten und Heiserkeit. Neuere Studien belegen darüber hinaus eine Verzögerung des Wachstums bei Kindern und Jugendlichen.

So werteten Forscher aus Brasilien und Kanada insgesamt 25 Studien mit den Daten von rund 9000 Kindern unter 18 Jahren mit mittelschwerem bis schwerem Asthma aus und stellten eine Wachstumsverzögerung bei den Kindern fest, die täglich ein cortisonhaltiges Spray angewandt hatten. Eine zweite Untersuchung mit insgesamt 22 Studien kam zu dem Schluss, dass die Höhe der Dosis dabei genauso wenig eine Rolle spielt wie die Art und Weise der Verabreichung des Cortisons.

Auch die orale Einnahme und die Infusion rufen eine Reihe von Nebenwirkungen hervor. Zu ihnen zählen Abbau der Knochensubstanz, Schwindel, Kopfschmerz und Kalziummangel. Durch die Einnahme kann es auch zum Anstieg des Blutzuckerspiegels kommen, was gerade bei Diabetikern unbedingt vermieden werden sollte. Das Immunsystem wird geschwächt und der Körper so anfälliger für Krankheiten. Bluthochdruck und Ödeme, sowie eine damit verbundene Gewichtszunahme,Osteoporose, hoher Blutdruck, Magenschleimhautentzündung und Entstehung eines Magengeschwüres zählen ebenfalls zu den unerwünschten Nebenwirkungen von Cortison.

Eine langfristige Einnahme kann die Cortisonwerte im Blutplasma stark erhöhen und so ein eigenständiges Krankheitsbild, das Cushing-Syndrom, auslösen. Beim Cushing-Syndrom, dem „Nebennierendiabetes“, vermehrt sich der Anteil des Fettgewebes; so zeigt sich ein ausgeprägtes Vollmondgesicht, „Büffelhöcker“ im Nacken und Stammfettsucht während die Muskulatur von Armen und Beinen schwindet. Begleitet wird diese körperliche Veränderung von blau-roten Streifen auf der Haut, sogenannten „Striae“, Osteoporose, Hypertonie, Muskelschwäche und verminderter Glucosetoleranz. Auch Unfruchtbarkeit bzw. Potenzstörungen gehören zum Krankheitsbild.

So sollten, wenn sich die Einnahme nicht verhindern lässt, regelmäßige Blutzuckerkontrollen zum frühzeitigen Erkennen eines beginnenden Diabetes mellitus durchgeführt werden, spätestens dann, wenn der Patient über vermehrten Durst bzw. häufiges Wasserlassen klagt. Den vielfältigen Mangelerscheinungen kann hier bis zu einem gewissen Grad mit einer gesunden, vitaminreichen und ausgewogenen Ernährung entgegengewirkt werden.

Besser ist es jedoch, sich frühzeitig über Alternativen zu informieren und bis auf die beschriebenen Notfälle ganz auf die Einnahme von Cortison zu verzichten. So gibt es auch für Asthmatiker corticoidfreie Alternativen, die nachweislich genauso wirksam sind.

Die Homöopathie verfügt seit rund 200 Jahren über eine Reihe von Möglichkeiten, viele dieser Krankheitsbilder schonend und nebenwirkungsfrei zu behandeln. Viele der hier genannten Erkrankungen sind chronischer Natur und bedürfen daher einer ganzheitlichen Betrachtungsweise um die Selbstheilungskräfte des Patienten anzuregen und zu stärken und so dauerhafte Heilung zu ermöglichen.


Quellen:

Pschyrembel Klinisches Wörterbuch, Walter de Gruyter Verlag Berlin-New York, 261. Auflage, S. 384, ISBN 978-3-11-018534-8

Pschyrembel Klinisches Wörterbuch, Walter de Gruyter Verlag Berlin-New York, 261. Auflage, S. 709, ISBN 978-3-11-018534-8

http://de.wikipedia.org/wiki/Stresshormone

http://de.wikipedia.org/wiki/Immunsuppression

http://de.wikipedia.org/wiki/Glucocorticoide

http://www.medicalforum.ch/docs/smf/archiv/de/2003/2003-19/2003-19-419.pdf

http://www.stern.de/gesundheit/ueberblicksstudie-asthmasprays-hemmen-das-wachstum-von-kindern-2124559.html

http://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/asthma/article/865970/steroid-therapie-asthma-wachstum-dosisabhaengig-verzoegert.html

http://www.pflegewiki.de/wiki/Cortison

http://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=pharm7_04_2000

http://www.gesundheit.de/medizin/wirkstoffe/sonstige-wirkstoffe/kortison-cortison

http://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/kortison-wirkt-gegen-entzuendungen-birgt-aber-auch-nebenwirkungen-a-882648.html

http://www.heilpraxisnet.de/symptome/nebenwirkungen-von-cortison.html